Preis für Zivilcourage

Akzeptanz statt Toleranz und schockierende Geschichte
Von Arne Schenk [01.02.2009, 08.51 Uhr]

Gabriele Spelthahn begrüßt Ingrid Thiel, die den Preis für Zivilcourage für ihren verstorbenen Mann entgegennahm.

Gabriele Spelthahn begrüßt Ingrid Thiel, die den Preis für Zivilcourage für ihren verstorbenen Mann entgegennahm.

„Wir sind auf Material gestoßen, dass uns selbst schockiert hat“, erklärte Christoph Küppers, als er und seine Mitschüler Florian Gröntgen, Martin Göbbels und Manuel Johnen ihre Dokumentation über die Judenverfolgung im Dritten Reich der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für Toleranz vorstellten. Alljährlich erinnert die Gesellschaft am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung aus dem KZ Auschwitz, in einer weltweiten Aktion an die Opfer der Nazi-Diktatur.

Aus diesem Anlass verleiht die Gesellschaft alljährlich den Preis für Zivilcourage, Toleranz und Solidarität. Zu den Preisträgern zählte diesmal der im vergangenen Jahr verstorbene Norbert Thiel. Er habe bereits früh der jüdischen Geschichte und Kultur im Jülicher Land nachgespürt, bemerkte Laudator Guido von Büren, Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins.

So widmete sich Thiel Anfang der 70er Jahre dem jüdischen Friedhöfen im Kreis Jülich, editierte die Namengebungslisten der Juden von Jülich und Güsten aus dem Jahre 1808, schrieb einen Beitrag zu den jüdischen Schulen während des 19. Jahrhunderts und stellte eine Bibliographie zur jüdischen Geschichte im ehemaligen Kreis zusammen. Den posthum verliehenen Preis nahm seine Frau Ingrid entgegen.

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Ehepaar Lammel würden für die Arbeit in ihrer Galerie,  die sich mit Kunst und Literatur zum Judentum beschäftigt, auszeichnet.

Ehepaar Lammel würden für die Arbeit in ihrer Galerie, die sich mit Kunst und Literatur zum Judentum beschäftigt, auszeichnet.

Verbittert zeigte sich Manfred Lammel, gemeinsam mit Frau Christel ebenfalls Preisträger der Gesellschaft, für die Professor Wolfgang Barkhoff (FH Aachen Campus Jülich) die Laudatio hielt. In Nettersheim-Zingsheim betreiben sie eine Galerie, die sich mit Kunst und Literatur zum Judentum befasst. Angefangen hatten die beiden Galeristen mit Kunstausstellungen von Überlebenden des Holocausts. Nur selten hätten die Jülicher an wichtigen Veranstaltungen in der Galerie teilgenommen. Außerdem sei der Begriff „Toleranz“ im Zusammenhang mit den Juden fehl am Platz, „Akzeptanz“ wäre passender.

Allerdings lobte er die Arbeit der Jugendlichen, die sich im Nordkreis mit Veranstaltungen zum „9. November“, der Reichpogromnacht, engagierten und dafür Ehrungen erhielten. Dazu gehören Schüler der GGS, KGS und Realschule Linnich, der GHS Ruraue Jülich sowie aus Aldenhoven der Pfadfinderstamm Albert Schweitzer, die Konfirmandengruppe und die Jugendgruppe der Pfarre St. Martinus.

„Die Preisträger haben gezeigt, dass sie sich mit Geschichte auseinandersetzen“, betonte Festredner Thomas Rachel, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Auch ohne Zeitzeugen müssen wir sicherstellen, dass die Erinnerung nicht verblasst“, mahnte Rachel. Schließlich lebten nicht mehr viele Zeitzeugen, die von den unfassbaren Gräueltaten des Nazi-Regimes berichten könnten.

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