Rede zur Verleihung des Preises für Zivilcourage 2015
Von Torben Appuhn [09.02.2015, 13.04 Uhr]
Sehr geehrte Frau Spelthahn, ich danke Ihnen und dem Verein gegen das Vergessen und für die Toleranz für die Einladung und die Verleihung dieses Sonderpreises. Sehr geehrtes Publikum ich freue mich Ihnen kurz etwas über meine Arbeit zur Prägung der israelischen Gesellschaft und der jüdischen Israelis durch die Schoah berichten zu dürfen.
Torben Appuhn |
Meine Religionslehrerin Frau Trauner machte mich auf den Schülerwettbewerb der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und des Hessischen Landtags mit dem Thema "Israel heute" aufmerksam.
Unter verschiedenen vorgeschlagenen Themen hat mich die Frage besonders interessiert, wie die Schoah bis heute die israelische Gesellschaft und die Identität der jüdischen Israelis prägt.
Als erste Informationsquelle diente die Organisation Yad Vashem, die sich dem Gedenken, Dokumentation, Forschung und Erziehung widmet.
Mails an die Friedrich-Ebert-Stiftung und das Goethe-Institut in Tel Aviv brachten den Informationsfluss in Gang.
Die Beschäftigung mit dem Thema führte mich zwangsläufig zu einem Exkurs in die Vergangenheit unseres Landes. Schnell war mir klar, dass ich alleinig mit Internetrecherchen nicht weiter komme.
Eine Welle an Gesprächen zog Kreise. Frau Spelthahn, meine Familie, Tante, Onkel, Großeltern, der Rabbiner Herr Bohrer, Lehrer und Mitschüler wurden aufmerksam oder trugen mir Informationen zu.
Ein weiterer Zufall zu dieser Zeit spielte mir in die Hände. Gabriel Bach, der stellvertretender Generalstaatsanwalt im Eichmann-Prozess, wurde in Jülich geehrt. Sein Besuch in unserer Schule wird wohl eins der beeindruckensten Erlebnisse für mich bleiben.
Nun hatte ich einen wirklichen Augenzeugen. Ich hatte das große Glück, mit Herrn Bach persönlich zu sprechen und ihn nach seiner Sichtweise zu meinem Wettbewerbsbeitrag und meinen Fragen zu interviewen.
Es war sehr erstaunlich für mich, dass die Schoah in Israel lange gar nicht thematisiert wurde, sondern alle sich nur auf einen Neuanfang konzentrierten. Erst mit dem Eichmann-Prozess wurden die Israelis mit der Schah konfrontiert.
Ich habe in diesem Wettbewerb keine Platzierung erlangt – etwas viel wichtigeres ist für mich dabei herausgekommen: Die Erkenntnis, dass unsere eigene Zukunft und die aller Länder man nur vernünftig beurteilen und gestalten kann, wenn man sich seiner Vergangenheit bewusst ist. Der Wettbewerb hat mir gezeigt, dass es nicht reicht Mahnmale zu errichten, sondern die Gespräche und das nicht vergessen bringt die Menschen zusammen.
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